Dialog über den Umgang mit radioaktivem Abfall

Endlager verschließen oder auf Alternativen warten?

Bei einer geologischen Endlagerung als passives System muss der Zugang zum Endlager irgendwann verschlossen werden. Es stellt sich folgende Frage: Wann und unter welchen Umständen wird das Endlager abgeschlossen? Denn einmal verschlossen, wird die Rückholung des Abfalls viel schwieriger.

Zwischen 2007 und 2010 hat die Nuclear Energy Agency (NEA) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) viele Aspekte rund zu Umkehrbarkeit und Rückholbarkeit untersucht und 2010 in Reims (Frankreich) eine Konferenz dazu veranstaltet. Hier die wichtigsten Schlussfolgerungen:

  • Die Einrichtung eines geologischen Endlagers für radioaktive Abfälle wird viele Jahrzehnte dauern und muss offen für Fortschritte in Wissenschaft und Technik, für sich ändernde gesellschaftliche Anforderungen und für die Korrektur möglicher Umsetzungsfehler sein. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, Technologien einzusetzen, die die größtmögliche Umkehrbarkeit bieten. Einer Reihe von Ländern ist daran gelegen zu zeigen, dass die Rücknahme während der Einlagerung der Abfälle in das Endlager oder sogar während eines bestimmten Zeitraums nach dem Verschluss des Endlagers möglich ist.
  • Mehrere Länder untersuchen in ihren Plänen die Rückholbarkeit vor oder nach der Schließung eines geologischen Endlagers. Die vom NEA Reversibility and Retrievability Project entwickelte Rückholbarkeitsskala kann hier von Nutzen sein. Die Skala zeigt, dass die Rückholbarkeit in den verschiedenen Stadien der Umsetzung des Endlagers eher eine Frage der Abstufung ist.
  • In zahlreichen Ländern sind Umkehrbarkeit der Entscheidungen und Rückholbarkeit der Abfälle gesellschaftliches Thema. Dies geht auch aus den Gesetzestexten verschiedener Länder hervor. Allerdings sind sich alle einig, dass die Bestimmungen zur Umkehrbarkeit und Rückholbarkeit niemals die langfristige Sicherheit beeinträchtigen dürfen.
  • Umkehrbarkeit von Entscheidungen und Rückholbarkeit von Abfällen sind komplexe Themen, die nicht von sicherheitstechnischen und gesellschaftlichen Fragen getrennt werden können. Es bedarf weiterer Überlegungen und weiteren Dialogs.